Seit Herbst 1911 erklingt in unserer Pfarrkirche ein Instrument aus dem Hause der in Nürnberg ansässigen, evangelischen Orgelbauerfamilie Strebel. Ursprünglich war sie mit einer rein röhrenpneumatischen Traktur und mechanischem Windwerk ausgestattet.
Unsere Orgel ist heute das Größte der noch in einer katholischen Pfarrkirche erhaltenen und erklingenden Instrumente aus dem Hause Strebel. Nicht nur deshalb steht sie seit längerem unter Denkmalschutz; sie genießt darüber hinaus als Teil der Erstausstattung unserer Pfarrkirche höchsten Bestandswert und darf unter keinen Umständen abgebrochen werden.
Ihre ursprüngliche Disposition – bestehend aus 27 – wurde entwickelt vom damaligen Diözesanorganisten Valentin Höller, in enger Absprache mit Johannes Strebel und dessen Sohn Wilhelm. Sie war genauestens abgestimmt auf die akustischen Gegebenheiten in St. Michael:
auf der Oberlade
auf der Unterlade
Spielhilfen: 5 feste Kombinationen (p, mf, f, ff, Tutti), 2 freie Kombinationen, automatisches Pianopedal, Crescendowalze
In einem seiner Dispositionsentwürfe aus dem Jahr 1906 hatte Wilhelm Strebel auch zwei Lingualstimmen erwogen: Trompete 8′ im Hauptwerk und Posaune 16′ im Pedalwerk. Allerdings äußerte er Bedenken: Lingualstimmen könnten für die Akustik dieser Kirche zu stark sein und müssten – falls sie Verwendung finden sollten – sehr zurückhaltend intoniert werden. Letztlich wurde in der umgesetzten Originaldisposition auf Lingualstimmen verzichtet.
Obwohl die Orgelbau-Anstalt von Johannes Strebel schon zu Beginn den Einbau eines elektrischen Gebläses vorgeschlagen hatte und diesbezüglich auch von Domorganist Valentin Höller unterstützt wurde, wurde dieser – aus Kostengründen – erst 1935 realisiert.
Im Juni 1960 wurde die Strebel-Orgel einer großen Umbauaktion unterzogen, ausgeführt vom Lichtenfelser Orgelbauer Max Thierauf (Fa. Eusebius Dietmann):
Technisch wurde die röhrenpneumatische Traktur zu einer elektropneumatischen Traktur hin verändert. Der originale Spieltisch mußte deshalb entfernt und durch einen elektrischen, mit 12 Volt betriebenen Spieltisch ersetzt werden. Von ihm aus gelangen seitdem beim Spiel auf den Orgelklaviaturen elektrische Impulse an Magnetspulen im Orgelinnern. Diese Magnetspulen öffnen und schließen dann die nach wie vor durch Druckluft gesteuerten Ventile für die Register und die einzelnen Pfeifen.
Außerdem kam es zu einem – aus heutiger Sicht – fatalen Eingriff in das Klangbild der Orgel, vorgeschlagen und maßgeblich erwirkt durch den damaligen Diözesanorganisten Peter Biller. Er hielt die ursprünglich romantisch-symphonische Klangwelt für veraltet und wollte der Orgel eine „hellere“, „barockisierende“ Stimmung verleihen.
Auf Peter Billers Betreiben hin wurden 8 Register jeweils um eine ganze Oktave nach oben gerückt und 2 Register im Hauptwerk als „wertlos“ erachtet und ganz entfernt (Doppelflöte 8′ sowie Viola di Gamba 8′).
Das Cornettino III 2 2⁄3′ im Schwellwerk ließ Biller in seine drei Einzelchöre auflösen und diese Register neu hinzubauen: Gemshorn 2′ (Hauptwerk), Zimbel III 1⁄2′ (Schwellwerk), Bauernflöte 2′ (Pedal), plus das Lingualregister Trompete 8′ (Schwellwerk).
Seither hat die Strebel-Orgel in unserer Pfarrkirche folgende Disposition (27 Labial- und 1 Lingualregister):
auf der Oberlade
auf der Unterlade
Spielhilfen: 2 feste Kombinationen (p, Tutti), 2 freie Kombinationen, 1 freie Pedalkombination, Zungen ab, Crescendowalze
Die letzte Generalreinigung und -überholung unserer Orgel ist 1985 erfolgt, also vor mehr als 30 Jahren. Weil sowohl das 1960 eingerichtete Klangbild eine Fehlentscheidung gewesen ist und darüberhinaus verschiedene Einrichtungen an der Orgel (wie etwa die elektrische Windversorgung, die Verkabelungen am Spieltisch und innerhalb des Orgelgehäuses, der elektrische Gleichrichter u.a.m.) geltenden Sicherheits- und Brandschutzverordnungen nicht mehr entsprechen, wurde zu Beginn des Jahres 2016 das Projekt einer umfassenden Restaurierung mit Wiederherstellung des Originalklangs und weitestmöglicher Rückversetzung in den Originalzustand in Angriff genommen. Die zuständigen Denkmalschutzbehörden und Orgelsachverständigen zeigen an diesem Projekt nicht nur ein großes Interesse, sondern haben auch bestmögliche Unterstützung und finanzielle Förderung in Aussicht gestellt. Glücklicherweise wurden 1960 der originale Spieltisch sowie alle Teile der mechanischen Windversorgung nicht entsorgt, sondern aufbewahrt. Sie könnten also restauriert und wiedereingebaut werden, während die beiden 1960 ausgebauten Register rekonstruiert werden müssten. Referenzinstrumente wären hierbei die drei großen „Strebel-Schwestern“, nämlich die Orgeln in der evangelischen Heilig-Kreuz-Kirche zu Röthenbach a. d. Pegnitz, in der evangelischen Stadtkirche (Glasbläserkirche) zu Lauscha sowie in der St.-Marienkirche zu Gräfenthal (Thüringen).
Ob das Restaurierungsprojekt an unserer Orgel realisiert werden kann, hängt einzig und allein davon ab, ob und wann unsere Pfarrgemeinde den nötigen Eigenanteil aufbringen will und kann. Wir sind daher sehr dankbar für jede große und kleine Spende!
IBAN: DE76 7715 0000 0000 3159 45
BIC: BYLADEM1KUB
Weitere Infos finden Sie unter „Spenden“ bzw. in den Flyern, die Sie unter „Downloads“ herunterladen können.
Jürgen Stapf: Die Strebel-Orgel in St. Michael zu Stadtsteinach. Vorgeschichte, Planung und Aufstellung, Folgezeit, Aussichten. Ein Beitrag zur Orgelbaugeschichte Oberfrankens. In: Historischer Verein Bamberg e.V. (Hrsg.): 153. Bericht des Historischen Vereins Bamberg. Bamberg 2017, ISBN 978-3-87735-218-2, S. 187–210
Informationen und Geschichten rund um unsere Strebel-Orgel samt gibt es auch auf unserer Facebook-Seite im Bereich „Notizen“.