Auszüge aus Beiträgen von Günther Heß und Anton Nagel, zusammengestellt von Reinhold Rogen
Wer sich Stadtsteinach von Süden oder Norden, von Osten oder Westen nähert, stets ist die Pfarrkirche St. Michael die Dominante. Das Gotteshaus mit seinem 56 Meter hohen Turm beherrscht das Stadtbild. Die Geschichte von Stadt und Kirche sind eng miteinander verknüpft. Geschichtsschreiber und Heimatforscher vermuten aber, dass hier am Ort zuerst eine Kirche stand, um die sich dann im Laufe der Zeit eine Ortschaft bildete. Manche sprechen davon, dass in Stadtsteinach eine Urkirche von Kaiser Karl dem Großen gewesen sein muss. Doch das sind nur Vermutungen
Die älteste Urkunde über den Ort stammt aus dem Jahre 1151. Damals wurde der Markt „Steinaha“ samt der zugehörigen Burg Nordeck durch das Geschlecht der Henneberger an das Hochstift Bamberg verkauft. Später hieß der Markt „Steina“ - ab 1290 Obersteinach oder Obernsteinach. Spätestens 1328 war Obersteinach zur Stadt erhoben. In der Folgezeit setzte sich allmählich die Bezeichnung Stadtsteinach durch. Dem Hochstift oder Fürstbistum Bamberg gehörte Stadtsteinach bis zum Jahre 1803 an. In diesem Jahr wurde das Hochstift aufgelöst und sein Gebiet dem Kurfüstentum und späteren Königreich Bayern zugeschlagen.
Der erste Pfarrer, von dessen Wirken wir Kenntnis haben, war Dekan Konrad, der 1250 in Steina wirkte. Die Pfarrkirche wird erstmals erwähnt in einer Urkunde aus dem Jahre 1306. Am 26.Oktober 1306 verpfändet Eberlein d. J. gen. Blassenberger zum Seelenheil seiner Frau Irmgard seinen Hof zu Pfaffenreuth dem Pfarrer Konrad zu Obersteinach. Dafür soll dieser alle Sonntage für Frau Irmgard laut von der Kanzel beten. Sobald in der Kirche der Seitenaltar, wo sie begraben liegt, geweiht sei, solle er dort jeden Montag eine Totenmesse und jeden Samstag eine Messe zu Ehren der Mutter Gottes lesen. Aus dieser Urkunde erfahren wir also, dass es 1306 eine Kirche mit einer Kanzel und einem Seitenalter gab.
Diese Kirche hat das Jahr 1463 nicht überstanden. Im Verlauf des Ersten Markgrafen-Kriegs (1460 – 1463) wurde sie zerstört. Die Grenze des Fürstbistums Bamberg zur Markgrafschaft Brandenburg – Kulmbach verlief ganz nah bei Stadtsteinach. In Zeiten, in denen der Bamberger Bischof mit dem Markgrafen Krieg führte, gab es häufig Überfälle. Das Plündern, Zerstören und Anzünden von Kirchen scheint der mittelalterlichen Soldateska besonderes Vergnügen gemacht zu haben.
Anstelle der zerstörten Kirche wurde ab 1464 eine spätgotische Hallenkirche errichtet. Sie bestand aus drei gleich hohen Schiffen, die jeweils durch mehrere Pfeiler voneinander getrennt waren. Der Kirchturm stand nach Osten. Kirchenpatrone waren der Hl. Michael und die Hl. Margaretha. Um 1600 hatte die Kirche vier Altäre. Der Hochaltar war dem Hl. Michael geweiht, der zweite Altar der Muttergottes, der dritte der Hl. Margaretha, der vierte dem Hl. Kreuz. Der Fußboden war mit etwa 15 Teppichen belegt, die von Zeit zu Zeit durch den Kirchner gelüftet und gereinigt werden mussten. Diese Teppiche waren von Geistlichen und Gläubigen gestiftet worden. Sie waren weder einfach noch billig. Fünf Teppiche hatten „güldene Streifen“ zwei werden als „türkische Teppiche bezeichnet, einer stellte die Auferstehung Christi dar. An hervorragender Stelle nennt das Inventarium von 1611 eine „silberne Monstranz mit vergoldeten Bildern Anno 1589 in die Kirche gestiftet“ zu 73 Gulden. In diesen ungewöhnlich hohen Preis teilten sich Fürstbischof Ernst von Mengersdorf (er gab 30 Gulden) Weihbischof Dr. Johann Ertling (11 Gulden), Oberpfarrer Wilhelm Helwig (10 ½ Gulden), Felix Götz, Chorherr bei St. Jakob in Bamberg und Frühmessbenefiziat in Stadtsteinach (10 ½ Gulden), sowie Bürgermeister und Rat von Stadtsteinach (11 Gulden). Im Inventarium von 1611 werden weiter genannt: Messgewänder, Chorröcke, Altartücher usw. –Geistliche und Pfarrkinder stifteten eifrig im Bemühen um die Bereicherung der Kirchenausstattung. Ohne solchen Eifer hätte die Kirche damals trostlos ausgesehen.
Im Zweiten Markgrafenkrieg (1552 – 1554) hatten nämlich die Truppen des Markgrafen Albrecht Alcibiades in Stadtsteinach übel gehaust. Der Kirchturm wurde arg beschädigt, ohne Zweifel durch Brandstiftung. Nach einer Notiz im Stadtbuch von 1558 hat man ihn dann „vom neuen unteren Sims bis hinauf zum oberen achteckigen Sims an das Dach hinan von neuem aufgemauert, Futter von neuem Holzwerk gebaut und mit Schiefer gedeckt“. 1595 musste der Bamberger Weihbischof die im Markgrafenkrieg entweihten Altäre „reconciliiren“, also von neuem weihen. Die markgräflichen Soldaten hatten ganze Arbeit geleistet.
Kaum war unter Pfarrer Wolfgang Lang (1597 – 1617) unsere Pfarrkirche zum Schmuckkästchen geworden, da kam der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648).
Stadtsteinach wurde mehrfach von Truppen heimgesucht, vor allem in den Jahren 1630 – 1634. Hinterher war die Pfarrkirche eine Ruine. Altäre gab es nicht mehr, auch kein Inventarium, auch keine Glocken. Wie alle anderen Häuser der Stadt war auch das Pfarrhaus niedergebrannt worden. Pfarrer Jakob Degen verlor seinen ganzen Besitz. Blieb aber in allem Elend bei seinen Pfarrkindern, was ihm die Stadtsteinacher hoch anrechneten. 1642, noch vor Kriegsende ließ Degen die Schiffsdecke reparieren, den Kirchturm ausbessern und eine neue Haube aufsetzen. 1652 bekam die Kirche ihre erste neue Glocke, zwei weitere folgten 1656. Um die Schiffsdecke zu sichern wurden weitere Pfeiler errichtet.
Im Innern der Kirche sah es jahrzehntelang trostlos aus. Die Bevölkerung war bettelarm, in beständiger Sorge um die nackte Existenz, ohne Hoffnung für die Zukunft. In dieser Situation wurde 1672 ein „Brandbrief“ verfasst und von Pfarrer Johann Jakob Gerhard (1670 – 1686), vom Oberamtmann, vom Castner, vom Vogt und vom Bürgermeister unterzeichnet. In diesem Brief wurde die Bevölkerung von Stadtsteinach und Umgebung um ein Opfer für die Kirche gebeten. Im Text heißt es (in heutiger Sprache) „dass leider das hiesige Gotteshaus in den Kriegswirren zerstört und entweiht wurde. Man hat Holzstämme und andere brennbare Materialien in die Kirche gebracht, angezündet und dadurch einen Kirchenbrand ausgelöst, alle Altäre entweiht und zerstückelt das Orgelwerk vernichtet, den Kirchturm ausgebrannt, die vier Glocken geschmolzen und die meisten heiligen Einrichtungsgegenstände abgenommen und gestohlen.“ Mit der Bitte um ein Almosen verband der Brandbrief das Versprechen, die Namen der Spender in einem Verzeichnis der Nachwelt zu erhalten. Dieser Brief wurde an mehreren Plätzen angeschlagen. Im ganzen brachte die Aktion etwas mehr als 98 Gulden, ein enttäuschendes Ergebnis.
Um 1700 wurde die wirtschaftliche Lage allmählich besser: Pfarrer Johann Dietz II (1686 –1715) ließ 1711/12 einen Muttergottesaltar auf seine und eines Ungenannten Kosten bauen. Auf vier Wagen wurde dieser Altar von Bamberg hergeschafft.
Unter dem Nachfolger Dr. Johann Adam Zapf (1715 - 1749) wurde der Kanzeldeckel neu gestaltet und ein Apostelaltar neu erbaut.
Unerwartete finanzielle Hilfe kam aus Kulmbach. Prinzessin Christina Sophia, Wilhelmina von Brandenburg – Kulmbach (von ihrer Familie als schwarzes Schaf betrachtet) trat in Stadtsteinach am 1. Januar 1729 zum katholischen Bekenntnis über. Das von jeher evangelische markgräfliche Geschlecht war darüber entsetzt. In den folgenden Jahren spendete die Prinzessin viel zugunsten der Pfarrkirche u.a. 120 Gulden zur Vergoldung des Apostelaltars. Zu Ostern 1733 kehrte sie reumütig in die evangelische Kirche zurück.
Im Jahre 1708 wurden Kirchenstühle angeschafft und gar bald gab es Streit um die besten Plätze. 1754 entschied man anlässlich einer Generalvisitation, dass die ersten beiden Stühle beim Muttergottesaltar der Frau Castnerin, der verwitweten Frau Amtsvögtin, der Frau Forstmeisterin und der Frau Stadtschreiberin verbleiben. Was die anderen Kirchenstühle betrifft, so soll jedem freistehen, sich einen Platz auszusuchen. Niemand darf einem anderen den Eintritt in die Kirche verwehren oder jemanden aus dem Stuhl herausheißen.
An der spätgotischen Kirche lag in Folgezeit manches im argen: Sie ließ wenig Licht eindringen. Wegen der Pfeiler konnte man von vielen Plätzen aus die Kanzel nicht sehen. Pfarrer Johann Wagner (1769 – 1779) und sein Kirchenpfleger klagten, die Kirche sei „übelgestaltet“, sie lasse „weder Ordnung in den Gottesdiensten noch wahre Disciplin des Volkes“ zu. Das „Säulen- und Winkelwerk“ solle beseitigt werden. Das Kirchendach drohe einzustürzen. Hinter diesen Klagen stand wohl auch das Gefühl, dass sich die barocke Kirchenausstattung nicht mit den gotischen Hallenbau vertrug.
So begann im Jahre 1772 der Neubau der Kirche.
1772 begannen die Arbeiten. Der Kirchturm und der Chor wurden von der alten Kirche übernommen. Alles andere wurde abgerissen. Das Bauholz wurde aus den fürstbischöflichen Wäldern kostenlos zur Verfügung gestellt.
800 Sandsteine, drei Fuß lang und schön behauen, wurden aus dem „Ausland“ (Gumpersdorf) bestellt. Der Vertrag wurde aber nicht eingehalten. Man musste im bischöflichen Lande bleiben. So kamen denn die Steine aus Losau. Für hundert Stück waren zehn Gulden und dreißig Kreutzer zu bezahlen.
Diese Sandsteine waren so gut, dass sie den Brand 1903 überstanden und auch noch in der jetzigen Kirche vorhanden sind. Der für den Innenraum notwendige Gips stammte aus Wartenfels.
Es entstand eine helle, freundliche Saalkirche im Rokokostil.
1774 zu Michaeli war die Kirche fertig und die Stadtsteinacher wollten Kirchweih feiern. Aber sie warteten Jahr für Jahr vergebens. Der Fürstbischof ließ sich nicht blicken. Mehr als 10 Jahre nach Fertigstellung (die ersten Schäden mussten schon repariert werden) im Jahre 1785 nahte der festliche Tag: Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal kam am 1. Oktober 1785 nach Stadtsteinach.
Am 1. Oktober 1785 um 3 Uhr nachmittags kam der Fürstbischof mit großem Gefolge aus Kronach hier an, um die Kirche zu weihen und die Pfarrei zu visitieren. Im Pfarrhof kleidete er sich um und ging dann mit dem Pfarrer in die Kirche, wo er einer vom Pfarrer gehaltenen Betstunde beiwohnte. Danach nahm der Quartier im Castenhof (später Landratsamt). Dort wurde um 5 Uhr zu 11 Gedecken gespeist.
Am Sonntag dem 2. Oktober zog der Fürstbischof feierlich in die Kirche ein, betete dort das Morgengebet vor, hörte die Hl. Messe des Hofkaplans, predigte auf der Kanzel, las die Messe vor ausgesetztem Allerheiligsten, teilte die Kommunion an 700 Personen aus, firmte dann 400 Personen, visitierte den Kirchhof (Friedhof), die Kirche und die Schule und kehrte gegen 2 Uhr in sein Quartier zurück. Dort wurde um halb 3 Uhr zu 13 Gedecken gespeist. Im Laufe des Nachmittags hielt der hohe Herr Visitationsgespräche mit dem Pfarrer und dem Kaplan, der Pfarrer musste noch eine Betstunde halten.
Wie man aus diesem Bericht ersehen kann, war Fürstbischof Erthal ein ungewöhnlich frommer, eifriger und fähiger Bischof und Landesvater.
Nachdem der Fürst in den folgenden Tagen Ludwigschorgast, Kupferberg und Guttenberg visitiert hatte, weihte er am 7. Oktober die aus der alten Kirche übernommen Nebenaltäre und schließlich die Kirche selbst mit dem Hochaltar, zu Ehren des Hl. Michael.
Nun hatten als die Stadtsteinacher eine Rokokokirche. Doch bereits um diese Zeit wandte sich der Zeitgeschmack vom Rokoko ab und versuchte sich in anderen Stilrichtungen.
So wurde im folgenden Jahrhundert das einheitliche Bild der Pfarrkirche entstellt.
Bis zum Jahre 1866 war das Gotteshaus eine reine Barockkirche mit einer reichen Ausstattung, wie sie heute noch in der Wallfahrtskirche Marienweiher zu finden ist. Durch viele Veränderungen wurde das barocke Kunstwerk „verhunzt“ (Heimatforscher Simon Köstner):
Auf dem Fußboden aus gelbem Sandstein legte man eine 40 cm dicke Zementschicht. Die beiden Seitenaltäre, reich vergoldet, wurden mit Ölfarben übermalt. Die geschnitzten Beichtstühle wurden herausgerissen. Die alte Orgel mit ihrem geschnitzten Gehäuse wurde entfernt. Kirchenstühle und Kommunionbank wurden herausgenommen und durch gradlinige gotische Betstühle ersetzt.
Trotz all dieser Verunstaltungen enthielt die Rokokokirche um 1900 noch viel Schönes. Einige Figuren haben den Brand überstanden und sind auch heute in unserer Kirche zu bewundern, so die Figuren des Hl. Joachim und der Hl. Anna.
Der 26. Februar 1903 war ein Unglückstag in der Geschichte der Stadt:
Gegen 11 Uhr brannte die Kapellmühle am Mühlbach, vom Volksmund „Kappermühle“ genannt. Vermutlich war das Feuer durch zündelnde Kinder entstanden. In kürzester Zeit war die Mühle sowie ein danebenstehender Stadel heruntergebrannt. Ein starker Wind trieb die Funken und kleine Holzteile hoch in die Luft, den Hang hoch, gerade auf den Kirchturm zu, der ja an der Ostseite der Kirche stand. Vermutlich fingen dabei die Dohlennester Feuer. Das Feuer verbreitete sich über die Dachsparren.
Die Bürger der Stadt bemerkten zunächst nichts. Der Türmer weilte zu dieser Zeit in Kulmbach um einzukaufen. Die Feuerwehr bemühte sich den Brand bei der Kapellmühle zu ersticken. Da erscholl der Ruf: „Die Kirche brennt!“
Doch zu diesem Zeitpunkt war das Unheil nicht mehr abzuwenden. Das Feuer breitete sich im Kirchturm rasch aus. Dichter Rauch verfinsterte die Kirche und die Gebäude am Marktplatz. Die Feuerwehren mussten sich auf den Schutz der umstehenden Häuser beschränken.
Aus der brennenden Kirche holte Kaplan Meier unter Einsatz seines Lebens das Allerheiligste heraus. Einige Bilder (Kreuzwegstationen) und Figuren konnten noch gerettet werden.
Nach zwei Stunden war die Kirche völlig ausgebrannt. Lediglich die Grundmauern waren erhalten geblieben.
Der damalige Pfarrer, Andreas Schmitt, (1892 – 1916) konnte sich auf eine Pfarrgemeinde stützen, die an Hilfsbereitschaft und Opferwillen nicht zu übertreffen war. Mit Hand – und Spanndiensten vieler freiwilliger Helfer wurde der Turm abgetragen.
Die Planung der neuen Kirche lieferte Prof. Josef Schmitz als Nürnberg, ein geschätzter Kirchenbaumeister. Architekt Th. Vonwerden aus Nürnberg übernahm die Bauleitung.
Die Situation der damaligen Zeit zeigt gut der Aufruf der Kath. Kirchenverwaltung vom 6. April 1904:
Herzliche Bitte!
Die Kirche war mit Rücksicht auf ihre isolierte Lage bloß mit 33 970 M brandversichert. Der die Baulast tragenden Kirchenstiftung stehen nur incl. der Brandentschädigung c.45 000 M an Baukapital zu Gebote, während die Kosten des Rohbaues dem Voranschlage gemäß sich auf 162 000 M belaufen. Hierzu der Aufwand für die innere Einrichtung als da sind Altäre, Glocken, Orgel usw. ergibt sich eine Bedarfssumme von mindestens 200 000 M.
Die hiesige c.2400 Einwohner zählende Pfarrgemeinde, die zur Befriedigung ihrer religiösen Bedürfnisse auf eine c 200 Menschen fassende Kapelle angewiesen ist, besteht vorzugsweise aus Kleingütlern, Handwerkern und Tagarbeitern, für welche wegen der unvermeidlichen drückenden Umlagen eine schwere Zeit anbricht.
In unserer Not wenden wir uns an alle teilnahmesvollen Herzen mit der dringenden Bitte, eine Scherflein zu unserem Kirchenbau beizutragen. Gott wird es ihm lohnen
Hiezu erlauben wir uns zu bemerken, daß seine Königliche Hoheit Prinzregent Luitpold in Rücksicht auf die traurige Lage der Pfarrgemeinde Stadtsteinach unterm 13. Februar d. Jrs. die Erlassung eines öffentlichen Aufrufs in den Zeitungen des Königreichs Bayern allergnadigst zu bewilligen geruht haben.
Stadtsteinach, den 6.April 1904
Die kath. Kirchenverwaltung
Schmitt, Pfarrer
Schübel, Bürgermeister
Simon, Pfleger“
Man einigte sich schnell, die Kirche in Neurokoko zu gestalten. Die Mauer des abgebrannten Turms wurde abgetragen- der neue Turm an der Westseite neu erbaut. Reste der alten Kirche – insbesondere die Sandsteine wurden mitverwendet
Anfang 1905 war der Rohbau beendet, der 120 000 Mark kostete.
Am 7. November 1905 wurde die neue Kirche von Erzbischof Friedrich Philipp von Abert eingeweiht.
In den folgenden Jahren wurde nach den Plänen des Münchner Architekten Anton Bachmann die Inneneinrichtung gestaltet – u.a. 1912 unser jetziger Hochaltar, in Anlehnung an den Hochaltar von Marienweiher: Altarblatt mit St Michael im Kampf mit Luzifer – 1915 Hl. Margarete rechts und Hl. Barbara links vom Hochaltar.
Dann kam wieder eine schwere Zeit: Der Erste Weltkrieg, das Nachkriegselend, die Inflation. 1922 trat Pfarrer Johann Hart (1922 – 1936) seine neue Pfarrstelle hier in Stadtsteinach an. Am 2. Weihnachtsfeiertag 1922 hielt er eine begeisternde Predigt mit dem Thema „Ausgestaltung der Kirche“. Eine folgende Hausammlung erbrachte 5 Millionen Mark. Viele Sachspenden kamen dazu. Kein Haushalt in der Pfarrei schloss sich aus. So konnte Architekt Bachmann seine Arbeit forsetzen – Seitenaltäre, die Kanzel, das große Missionskreuz gegenüber der Kanzel, Stuckverzierungen u. a. entstanden
Am 23 Juni 1923 predigte Pfarrer Hart zum ersten Mal von der Kanzel: Pfarrkinder, Freunde und Gäste sind voll des Lobes und begeistert beim Anblick der prächtigen Kirche.
Alle Rechnungen sind bar bezahlt, obwohl die Arbeiten statt sieben insgesamt 37 Millionen kosteten. Die Kosten für Löhne und Materialien waren wegen der fortschreitenden Geldentwertung immer mehr angestiegen. Die geschäftstüchtige Kirchenverwaltung verstand es, die Sachspenden, wie Holz und Getreide, gut zu verkaufen.
Im zweiten Weltkrieg – am 5. Mai 1942 – wurden drei Glocken vom Turm der Pfarrkirche sowie die Glocke von der Marienkapelle abgenommen. Ein besonderer Glücksfall war es, dass die Glocken bis zum Kriegsende nicht eingeschmolzen wurden. Sie kehrten 1947 unbeschädigt zurück.
Pfarrer Dr. Ferdinand Klopf 1936 – 1951, errichtete 1946 den Kindergarten
Pfarrer Alois Kappauf 1951 – 1968 ließ unsere Kirche 1962 restaurieren, 1964 ein Heizung einbauen und 1965 eine Lautsprecheranlage installieren.
Pfarrer Sebastian Butterhof 1968 – 1971 gestaltete den Chorraum um gemäß den Richtlinien des II. Vatikanischen Konzils.
Pfarrer Wolfram Michel 1971 – 1996 ließ die Kirche gründlich restaurieren und einen neuen Kindergarten erbauen.
Unter Pfarrer Hans Roppelt 1996 – 2014 wurde der Altarraum umgestaltet und 2005 der Altar neu geweiht.
Mit einem beeindruckendem mehr als zweistündigem Festgottesdienst haben die Renovierungsarbeiten in der Stadtsteinacher Stadtpfarrkirche Sankt Michael am Sonntag Vormittag ihren würdigen Abschluss gefunden. Der Bamberger Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick segnete dabei den neuen Ambo und weihte den Volksaltar, der vom Nürnberger Bildhauer Volkmar Kramer gestaltet wurde.
Dem Festgottesdienst ging ein Festzug voran. Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick und Dekan Hans Roppelt, alle Amts- und Würdenträger und die Fahnenabordnungen der Vereine zogen unter den Klängen der Stadtsteinacher Blasmusik durch die Forstamtstraße, Hauptstraße und Marktplatz Richtung Kirchplatz, bevor es in die Pfarrkirche zum Festgottesdienst ging.
Vor Beginn des Gottesdienstes begrüßte Dekan Hans Roppelt die zahlreichen Gäste aus Nah und Fern zu dem ganz besonderen Festgottesdienst 100 Jahre nachdem die Kirche Sankt Michael eingeweiht wurde. Neben dem Erzbischof Ludwig Schick und Kaplan Daniel Schuster wohnte auch Pfarrer Jerzy Wazny aus Polen, und die evangelische Pfarrerin von Stadtsteinach, Frau Kathrin Klinger der Zeremonie bei. Unter den weltliche Gästen konnte Geistlicher Rat Hans Roppelt die Dekanatsratsvorsitzende Margret von Schkopp, die Landtagsabgeordneten Wolfgang Hoderlein und Henry Schramm, Landrat Klaus Peter Söllner, die Altlandräte Herbert Hofmann und Hans Köstner, den Bezirksrat Robert Käß, Bürgermeisterin Anneliese von Ramin mit ihren Stadträten, den Architekten Bertold Hofmann und den Bildhauer Volkmar Kramer begrüßen. In Bezug auf den neuen Altar zeigte sich Pfarrer Hans Roppelt glücklich über den guten Entwurf und die Harmonie, die im Altarraum herrscht. Roppelt begrüßte weiterhin die Vertreter der Stadtsteinacher Vereine, der Bankinstitute, der Filialgemeinde aus Untersteinach und die Zuschauer im Caritas Altenheim und der Fachklinik Stadtsteinach, die per Fernsehübertragung dem Gottesdienst folgen konnten. Roppelt sprach seinen Dank an all diejenigen aus, die seit Beginn der Renovierungsarbeiten im Mai 2004 unermüdlich am großen Werk mitgewirkt haben. Im einzelnen nannte er den Kirchenpfleger, den Messner, den Bauausschuss, die Pfarrsekretärin, alle ehrenamtlichen Helfer, die Handwerker und zahlreichen Spender und Gönner. Im voraus bedankte sich Roppelt ganz herzlich bei den Mitwirkenden des Festgottesdienste, bei dem Kantoreichor unter Leitung von Christian Büttner, der Schola unter Leitung von Reinhold Rogen, der Jugendband unter Leitung von Silke und Klaus Oberkofler, dem Frauenchor unter Leitung von Marianne Hattinger sowie bei den Ministranten.
„Wir feiern die Werke Gottes und danken dafür, dass wir ein so schönes Gotteshaus besitzen“, so seine Einleitungsworte. Auch Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick lobte die gelungene Renovierung: „Alles strahlt und glänzt, die Kirche ist ein Haus für die Familie Gottes und dafür da, dass man sich darin wohl fühlt und eine gute Gemeinschaft pflegt.“ Prof. Dr. Ludwig Schick betonte, dass die Kirche im Erzbistum Bamberg lebendig ist, „wir reißen nicht ab, verkaufen nicht und wandeln auch nicht um, nein wir renovieren unsere Kirchen weil sie gebraucht werden. Viele Menschen setzen sich überall dafür ein, ein großes Dank dafür an alle! Gott will ein Fest mit uns feiern, nehmen wir diese Einladung an, so wird unser Leben freudiger und engagierter“, so die Überzeugung von Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick in seiner Predigt.
Höhepunkt des Gottesdienstes war natürlich die Weihe des neuen Altars und die Segnung des dazu passenden Lesepultes, dem Ambo.
Nach der Segnung des Ambos wurde an den Lektor das Lektionarbuch übergeben und die erste Lesung am neuen Ambo durchgeführt. Anschließend überreichte Erzbischof Schick an Pfarrer Hans Roppelt das Buch der Evangelien. Den Beginn des Weiheritus für den neuen Volksaltar bildete die Allerheiligenlitanei, die von der Schola und Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick angestimmt wurde, denn die Kirche Gottes besteht nicht nur aus ihren irdischen Gliedern, sondern auch aus jenen, die im Glauben schon vorangegangen sind. Nach der Litanei wurden in einer versiegelten Schatulle Reliquien der heiligen Märtyrer Clemens, Dignus und Maximus beigesetzt. Anschließend wurde der Altar mit Weihwasser besprengt, mit Chrisam, einer Paste aus Olivenöl und Balsam gesalbt, sowie Weihrauchstücke verbrannt. Ein intensives Weihegebet beendete den Weiheritus.
Die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Regina Stumpf dankte dem Erzbischof für sein Kommen und überreichte als Erinnerungsgeschenk eine Kerze, die dem heiligen Sankt Michael gewidmet ist. Kirchenpfleger Rudolf Grass bedankte sich beim erzbischöflichen Ordinariat, sowie bei allen anderen Spendern und Gönnern für die großzügige Unterstützung. „Nach dem Brand von 1903 wurde die Kirche unter großem Einsatz wieder aufgebaut, dies ist uns eine Verpflichtung, unsere Kirche immer in Schuss zu halten“, so Rudolf Grass.
Mit einem gemeinsamen „Großer Gott wir loben dich“ und dem Schlusssegen durch die anwesenden Priester wurde der Gottesdienst beendet.
Im Anschluss an die feierliche Messe gab es auf dem Kirchplatz einen Sektempfang für alle Gottesdienstbesucher. Die Original fränkische Trachtenkapelle des Musikvereins Stadtsteinach unter Stabführung von Christoph Hohlweg intonierte zu ihrem traditionellen Kirchweihstandkonzert und alle Besucher wurden von Pfarrer Hans Roppelt aufgefordert, sich im Gästebuch einzutragen. Roppelt lud die komplette Gemeinde auch zum gemeinsamen Kaffeetrinken am Nachmittag ins Pfarrheim ein.
Auf einem Mittagsempfang im Anschluss an den Kirchweihgottesdienst wurden im Gasthof Hümmer neben schmackhaften Speisen auch die offiziellen Grußworte der Ehrengäste kredenzt. Landrat Klaus Peter Söllner, der auch im Namen der Stadt Stadtsteinach, den Altlandräten, den Landtagsabgeordneten und der Sparkasse Kulmbach-Kronach sprach, konstatierte, dass in Stadtsteinach Kirche und Gesellschaft miteinander verbunden ist. „Der heutige Tag ist ein strahlender und wunderschöner Tag im besten Sinne des Wortes, denn auch das Wetter spielt mit, was am Kirchweihwochenende in Stadtsteinach eine Seltenheit ist“, so der gut gelaunte Kulmbacher Landrat. Weiterhin bedankte sich Klaus Peter Söllner für den Besuch des Bischofs, „dies ist für uns eine Auszeichnung und Ehre gewesen und wir werden diesen herrlichen Gottesdienst wohl nie vergessen“. „Ich zolle Respekt und Anerkennung für das, was in den vergangenen 3 Jahren getan wurde, es ist ein wunderschönes Werk geworden, auf dass wir alle stolz sein können. Es ist jeden Tag wieder ein Erlebnis unsere Kirche zu betrachten und alle Beteiligten haben eine großartige Leistung vollbracht. Stadtsteinach hat mit diesem Bau bewiesen, dass es eine lebendige und starke Gemeinschaft ist, machen wir weiter so“, wünschte sich Landrat Klaus Peter Söllner. Zum Abschluss seiner Worte überreichte er noch eine Extraspende an die Kirchengemeinde zur Aufbesserung ihrer Finanzlage.
Auch Pfarrer Jerzy Wazny aus Polen zeigte seine Anerkennung für den Mut und die Entschlossenheit solch ein großes Werk zum Ruhm Gottes durchzuführen. Die beiden evangelischen Pfarrer Raimund Pretzer und Kathrin Klinger gratulierten den katholischen Brüdern und Schwestern zu solch einer prächtigen Kirche und bedankten sich herzlich, dass sie zu allen Festivitäten immer eingeladen werden. Die Ökumene wird in Stadtsteinach vor allem dadurch vorbildlich praktiziert, dass man den jeweils anderen so akzeptiert und annimmt wie er ist, bei den Gemeinsamkeiten aber auch bei dem Trennenden. Unter diesen Voraussetzungen pflegen die beiden Kirchengemeinden ein gutes und gedeihliches Miteinander. Raimund Pretzer unterstrich diese Gedanken folgendermaßen: „Wenn es um das Ganze geht, dann soll man einfach die Liebe Gottes sprechen lassen“. Pfarrerin Kathrin Klinger lud schon jetzt die katholischen Mitchristen dazu ein, zusammen das 100-jährige Jubiläum der evangelischen Christuskirche in zwei Jahren zu feiern.
Den Abschluss übernahm Architekt Berthold Hofmann, der im Namen der Planer und Handwerker, sowie des Künstlers Volkmar Kramer den Dank an die Bauherren in Versform zum Ausdruck brachte.